Grüßmeinstein - auf einen Findling montierter Bildstock (16./17. Jhd.)

Der Grüßmeinstein - Bildstock auf einem Findling (16./17. Jhd.):

Auf einem ziemlich hohen Sockel, der aus einem nahezu unbearbeiteten, hohen Findling besteht, befindet sich ein vierkantiger, vorne abgefaster Stamm aus rotem Sandstein, auf welchem ein rechteckiges Oberteil mit verziertem, annähernd an eine (Kleeblatt-)Kreuzform erinnerndem Dach sitzt.

Die schmalen Seitenflächen des Oberteils weisen keinerlei Reliefs o.ä. auf, ebensowenig die Rückseite. Auf der Vorderseite sieht man in einer sehr flachen, angedeuteten Nische als Relief Christus am Kreuz mit achtköpfiger Stifterfamilie unter dem Kreuz: Links unter dem Kreuz erkennt man den bärtigen Mann mit zwei Söhnen, rechts die Frau mit vier Töchtern, wobei die beiden kleineren Mädchen räumlich hinter den beiden älteren positioniert sind, so dass von den jüngeren nur Kopf und Oberkörper abgebildet sind. Alle acht Familienmitglieder haben die Hände zum Gebet gefaltet, zumindest der Stifter kniet dabei.

Direkt unter dem Bild, in der breiten , sich zum Stamm hin verjüngenden unteren Randleiste des Oberteils, findet sich die Stifterinschrift:

ANNO DOMINI 1610 HAT DER EHRSAM(E)

STEFFA BERW(E)ICH DAS BILD AUFF

LASSEN RICHTEN GOTT ZU

LOB UND EHREN AMEN

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Bei dem eigentlichen Bildstock (Stamm und Oberteil) handelt es sich heute um eine gute Kopie, da laut gistbb.de (s.u.)das Original am 23./24.8.1983 gestohlen wurde und seitdem verschwunden ist. Bei der Inschrift auf dem Originalbildteil fehlten laut Cucuel & Eckert (s.u.) die beiden Buchstaben, die oben in Klammern angegeben sind; ansonsten war die Originalinschrift aber offenbar mit der auf der Kopie rekonstruierten identisch.

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Auf dem Sockel, also dem großen Findling, der damals nicht gestohlen wurde, findet sich eine weitere Jahreszahl-Inschrift, die Rätsel aufgibt:

Cucuel & Eckert (s.u.) lesen hier 1512, auf gistbb.de ist die heute schwer lesbare Jahreszahl mit 1572 angegeben. Auf dem Sockel steht also eine Jahresangabe, die 38 bzw. 98 Jahre älter als die direkt auf dem Bildstock-Oberteil genannte Jahreszahl ist.

Es liegt also die Vermutung nahe, dass der Findling zunächst als Sockel für einen anderen, verloren gegangenen Bildstock diente, der wohl relativ schnell (binnen 98 bzw. gar nur 38 Jahren) verwittert war oder zerstört wurde und so 1610 durch den heute noch (in Kopie) vorhandenen Bildstock ersetzt wurde. Eventuell hatte es sich beim ersten Bildstock ja also um einen hölzernen (vielleicht nur ein einfaches Holzkreuz) gehandelt - aber selbst Holz hätte eigentlich länger als 38 Jahre überdauern sollen, so dass ich es für wahrscheinlicher halte, dass die auf dem Findling angegebene Jahreszahl tatsächlich gar schon 1512 lauten soll.

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Laut Cucuel & Eckert wird der aufgrund seines Sockels einmalige und markante Bildstock, der wenige Meter neben der K 2820, wohl noch an seinem Originalstandort an der alten Straße nach Hochhausen (über die Meisenbacher Höhe) bei der Wegscheide nach Eiersheim steht, in Uissigheim Grüßmannstein (laut Uissigheim.de und Hans Werner Siegel Grüßmeinstein) genannt.

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Siegel (s.u.) weiß folgende Sage zum Grüßmannstein (Grüßmeinstein) zu berichten:

Als der Uissigheimer Schweinehirte seine Tiere einmal wieder zur Eichelmast in den Wald getrieben hatte, traf er dort am Waldrand den Hirten von Hochhausen. Nachdem sie sich eine Weile unterhalten hatten, trennten sie sich schließlich wieder, um ihre Tiere wieder nach Hause zu treiben. Dabei trieb der Uissigheimer Hirte jedoch ein Hochhäuser Schwein mit nach Uissigheim. Erst als der Uissigheimer Hirte schon wieder fast in seinem Heimatdorf angekommen war, erreichte ihn der herbei eilende Hochhäuser Hirte, der nämlich mittlerweile den Verlust des einen Schweines bemerkt hatte. Wild beschimpfte der Hochhäuser Hirte seinen Uissigheimer Kollegen, ihm eine Sau gestohlen zu haben. Der Uissigheimer bestritt aber den versuchten Diebstahl, war bemüht den Hochhäuser Hirten zu besänftigen und rief schließlich aus: Wenn ich dir wirklich ein Schwein gestohlen habe, so soll mich der Hergott auf der Stelle in einen Stein verwandeln!

Kaum hatte er diesen Satz aber ausgesprochen, wurde er tatsächlich zu Stein. Seine Frau bat von da an mit den Worten Grüßt meinen Stein! alle, die am versteinerten Gatten vorbei nach Hochhausen gehen wollten, ihren zu Stein gewordenen Mann zu grüßen.

So bekam der Stein, der heute noch am Originalstandort als Sockel eines Bildstocks (s.o.) steht, im Volksmund den Namen Grüßmeinstein bzw. Grüßmannstein.

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Vermutlich hat der Bildstock seinen Namen tatsächlich aus einem viel naheliegenderen Grund: Lauf & Uihlein (s.u.) berichten, dass in Uissigheim der Familienname Christmann realtiv häufig vorkam. Es wäre also gut möglich, dass der Originalbildstock (1572 bzw. 1512) von einem Mitglied der Familie Christmann gestiftet wurde. Noch in Gemeinderechnungen aus den Jahren 1712, 1726 und 1748 sei der Bildstock als Christman-Stein erwähnt, woraus dann im Laufe der Jahrhunderte Grüßmannstein wurde und so dann die Sage um den nun nicht mehr erklärbaren Namen entstehen konnte.

In einer Gemeinderechnung von 1772 taucht der Bildstock auch mal als Criffelstein bzw. Crippelstein auf, woraus sich die heute auch offenbar teilweise noch gebräuchliche Bezeichnung Kripperstein bzw. Krüppelstein entwickelt hat.

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verwendete Quellen:

  1. Cucuel, Ernst & Eckert, Hermann. Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes. Wertheim - Tauberbischofsheim. (Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1942), S. 148, Nr. 388

  2. GISterm Web; dort im Navigator (links) bei Datenquellen in der Kategorie Kleindenkmale im Main-Tauber-Kreis, Unterkategorie Külsheim, Kleindenkmale Uissigheim auswählen und anschließend auf der Karte daneben auf das Kleindenkmal-Symbol Nr. 6 klicken (Textinfos in Popup-Fenster werden eingeblendet).

  3. uissigheim.de

  4. Siegel, Hans Werner. Zwischen Tag und Dunkel. Sagen und Geschichten aus dem Taubergrund. (Tauberbischofsheim: Fränkische Nachrichten Druck- & Verlags-GmbH, 1982); S.219, Nr. 168

  5. Lauf, Helmut & Uihlein, Otto. Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte (Eigenverlag der Gemeinde Uissigheim, 1966), S. 203-204 & S. 388 Nr. 6

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